Lenneper Turngemeinde 1860 e.V. - Durch Sport mehr erleben

Moll'sche Fabrik - 1805 Historie

Von einer Industriebrache zu einem modernen Sportzentrum

Moll'sche Fabrik
Moll'sche Fabrik

Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude der ehemaligen Moll'schen Fabrik ist einer der ersten Textilindustriebauten in Geschossbauweise, das zwischen 1813 bis 1815 entstand. Bis 1965 wurde in der Fabrik noch produziert. Das Gebäude im Herzen der Lenneper Altstadt wurde bis 1985 noch unterschiedlich genutzt. Später stand es leer und war dem Verfall ausgesetzt.

Die Stadt Remscheid hat das Gebäude der Lenneper Turngemeinde (LTG) überlassen, die es renoviert und ein modernes Sport- und Gesundheitszentrum errichtet hat. Das Gebäude ist behindertengerecht ausgestattet und verfügt über einen Aufzug. Von verspiegelten Wänden bis hin zu Musikanlagen bieten die Sport- und Gymnastikräume eine moderne und hochwertige Ausstattung. Das Nutzungskonzept der verschiedenen Räume beinhaltet: Fitness- und Gesundheitssport, Schulungen, Veranstaltungen, Geschäftsstelle (Erdgeschoss).


Abb Idealansicht der Firma Moll, nicht alle Gebäude wurden an diesem Ort errichtet, Quelle Firmenschrift 1956
Abb Idealansicht der Firma Moll, nicht alle Gebäude wurden an diesem Ort errichtet, Quelle Firmenschrift 1956


1746 Stadtbrand in Lennep. Der heutige Bestand der Altstadt entstand im wesentlichen im 18. und 19. Jahrhundert.
1805 Nach einer dendrochronologischen Untersuchung des Dachstuhls ist das Fabrikgebäude an der Neugasse als flächensparender Stockwerksbau in massiver Bauweise wahrscheinlich 1805 errichtet worden. Vorbild ist eine Fabrikanlage in Ratingen-Cromford von 1783, bisher einzigartig auf dem europäischen Kontinent. Unmittelbar nach ihrer Errichtung wurde die Neugasse 4 als Tuchfabrik geführt.
1815 Von Ferdinant Moll (1790 - 1822) wurde hier eine Wollspinnerei gegründet.
1846 Gründung der Firma Albert Moll & Comp. als Decken- und Zeltfabrik.
1965 Die Firma Moll verlegt ihre Produktion in die neuen Gebäude an der Lenneper Strasse. Das Gebäude an der Neugasse wird von der Ingenieurschule Remscheid genutzt.
1975 Die Ingeneurschule hat das Gebäude verlassen. Die „Lebenshilfe für geistig Behinderte e.V.“ nutzt das Gebäude als Behindertenwerkstatt. An der Nordfassade wird der Treppenhausturm inkl. Aufzug angebaut.
1982 Der Bebauungsplan 300/03 sieht den Abbruch der Fabrikgebäude an der Neugasse vor.
1985 Die „Lebenshilfe“ zieht um in die Gebäude am Thüringsberg. Die ehem. Moll´sche Fabrik wird 18 Jahre leer stehen.
1992 Am 05. April wird der Dachstuhl durch einen Brand erheblich beschädigt. Durch eine Holzjahresringbestimmung wurde das Alter des Dachstuhls bestimmt. Es hat sich herausgestellt, dass die Hölzer aus ca. dem Jahr 1803 stammen und somit der Dachstuhl seit der Errichtung des Geäudes erhalten werden konnte. Mit Verfügung vom 13. Oktober 1992 wird die Moll´sche Fabrik unter Denkmalschutz gestellt.
1994 In einem von der Stadt Remscheid ausgeschriebenen Gestaltungsverfahren werden verschieden Nutzungsmöglichkeiten für das Gebäude entwickelt. Die Lenneper Turngemeinde 1860 e.V. wird auf das Gebäude aufmerksam und entwickelt gemeinsam mit dem Architekten F.W. Figge ein Nutzungskonzept. Das Gebäude soll saniert werden und zum Sport- und Gesundheitszentrum umgebaut werden.
2001 Nach jahrelangen Verhandlungen und der gemeinsamen Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten schließen die Stadt Remscheid und die Lenneper Turngemeinde am 04. Juli einen Bauausführungs- und Nutzungsvertrag.
2002 Am 26. April startet die LTG den Baubeginn. Das Architektenbüro Fligge leitet die Sanierungs- und Umbauarbeiten. Am 29. August findet das Richtfest mit allen Mitstreitern aus Politik, Wirtschaft, Planung, Handwerk und LTG statt.
2003 Am 22. Mai feierte die Lenneper Turngemeinde die Fertigstellung der Moll'schen Fabrik und startete mit dem Aufbau des Kursprogramms.

Letzter Zeuge

„Langsam sammelten ein und der andere sich endlich wieder und nach Verlauf verschiedener Jahre hörte man zu Lennep von neuem Webstühle gehen“ , berichtete der Hofkammerrat Friederich Heinrich Jacobi 1774. Knapp 30 Jahre nach dem verheerenden Stadtbrand von 1746 zählte er stolze 330 Tuchwebstühle in Lennep. Um diese Zeit war Johann Peter Moll Vorsteher der Lenneper Kaufmannschaft. Er gehörte einer angesehenen, seit 1478 am Ort nachgewiesenen Tuchmacherfamilie an. 1806 besaß sie hier nicht weniger als vier Tuchfabriken. Wie andere große Lenneper Tuchfabrikanten wanderte die Familie in der napoleonischen Zeit ins belgische Eupen aus. 1815 kehrte Ferdinand Moll
[1970 – 1822] nach Lennep zurück und gründete eine Wollspinnerei in der Neugasse 4. Das zweigeschossige Backsteingebäude mit Werksteinsockel war vermutlich schon 1805 errichtet worden. Möglicherweise diente ein Pferdegöpel als zentraler Antrieb der Maschinen. Die Wohn-, Kontor- und Lagerhäuser entstanden in direkter Nachbarschaft. Von ihnen sind die Gebäude Neugasse 2 und 8 erhalten, zwei weitere wurden inzwischen abgerissen. Nach dem Tod Ferdinand Molls führe seine Frau Anna Catharina die Geschäfte. 1846 gründete ihr Sohn Albert in den Gebäuden eine Decken- und Zeltfabrik. 1965 zog das Unternehmen ind das Industriegebiet an der Trecknase. Das Fabrikgebäude Neugasse 4 wurde als ältestes und letztes erhaltenes Zeugnis der lenneper Tuchfabrikation in der Altstadt unter Denkmalschutz gestellt.