Lenneper Turngemeinde 1860 e.V. - Durch Sport mehr erleben

Vereinshistorie LTG

Dr. Friedrich W.L. Eiselen
Dr. Friedrich W.L. Eiselen

Die Geschichte der Lenneper Turngemeinde beginnt damit, dass sich am Abend des 3. Juni 1860 eine Anzahl Männer im Lokal der Witwe Frielingshaus in der Pastorstraße versammelten um einen Turnverein zu gründen. Man wählte den Namen „Lenneper Turngemeinde“ und Dr. Friedrich Wilhelm Ludwig Eiselen zum Vorsitzenden. Dr. Eiselen war seit dem Jahre 1848 im öffentlichen Schuldienst und wirkte zunächst an zwei öffentlichen Schulen in Berlin. Im Jahre 1855 kam Dr. Friedrich Wilhelm Ludwig Eiselen dann als Rektor an die hiesige Bürgerschule und begann sofort mit der Einführung des Turnunterrichts, den er auch selbst leitete.

Sein wirken war sehr erfolgreich, seine Schüler eiferten seinen turnerische Ideen nach und schon nach einjährigem Bestehen durfte die Lenneper Turngemeinde es wagen, aus der bescheidenen Stille, in der sie sich bis dahin gehalten hatte, in die Öffentlichkeit hervortreten und im Juli 1861 ein erstes Schauturnen abzuhalten. Der Verein hielt was Dr. Eiselen in einem Aufruf im „Lenneper Kreisblatt“ vom 1 Juli 1861 versprach; das zahlreich besuchte Schauturnen nahm einen glänzenden Verlauf.

Eine ganze Reihe neuer Mitglieder traten der Lenneper Turngemeinde bei. Ermutigt durch diesen Erfolg nahm man dann am 11. August 1861 an dem ersten Stiftungsfest des Turnvereins zu Wermelskirchen teil. Bei dieser Gelegenheit trafen sich in Wermelskirchen fast alle Turnerschaften des Kreises um die 50 jährige Erinnerung an Friedrich Ludwig Jahn zu begehen, der im Jahre 1811 angefangen hatte, das Turnen im Volke einzubürgern. Diese Jahnfeier trug dazu bei, auch in Lennep der Turnsache neue Freunde zu gewinnen. Aber dem jungen Verein war es vergönnt, im selben Jahr noch ein schöneres Fest zu feiern. Durch freiwillige Gaben waren 85 Taler zusammengebracht worden, die junge Damen der Stadt Lennep sammelten, um die Anschaffung einer Vereinsfahne zu ermöglichen. Die Sammlerinnen führten selbst die Stickereien an der Fahne aus. Der 18. Oktober wurde zum Festtag der Fahnenweihe bestimmt. Die Feier fand auf dem Marktplatz statt, wo Bürgermeister Tripp im Namen der Stifter die Fahne der Lenneper Turngemeinde übergab.

10.000 Mark im Jahr 1923
10.000 Mark im Jahr 1923

Die Zahl der Mitglieder schwankte in den ersten Jahren zwischen 30 und 50 Turnern. Diese bei der damaligen Begeisterung relativ geringe Teilnehmerzahl ist nur allzuleicht verständlich, wenn man das etwas seltsame – aus heutiger Sicht undenkbare - Aufnahmeverfahren berücksichtigt. Der Mitgliedschaft waren die Hürden „Ballotage“ und „Kugelung“ vorgeschaltet. Diese waren nun beliebte und keine neuen „Turnerischen Übungen“, sondern man wollte vereinfacht gesagt „nicht jeden im Verein haben“. Der Fortfall der Ballotage wirkte sich sehr stark auf die Mitgliederzahl aus. Am Tage der 25jährigen Jubelfeier waren es schon 200 Mitglieder, die in der Turngemeinde versammelt waren.

Nach dem Weggang des hochverdienten Rektors Dr. Eiselen, der am 1. Januar 1863 als Direktor die Realschule in Wittstock übernahm, machte der Lehrer der Bürgerschule zu Lennep, Jacob Seibel, sich besonders um die Lenneper Turngemeinde verdient. Jacob Seibel, der Dr. Eiselen als Präses ablöste, leitete den Verein ohne Unterbrechung bis 1879 und wurde zum „Ehrenpräses“ ernannt.

Nach der Gründung trat die Lenneper Turngemeinde dem Bergischen Turnverband bei, im Jahre 1876 dem Allgemeinen Deutschen Turnverband und im selben Jahr dem 8. Deutschen Turnkreis. Diese Verbindungen gaben dem Verein vielfache Gelegenheit, auch an auswärtigen Festen teilzunehmen und mit anderen Vereinen die Kräfte messen. In den ersten 25 Jahren konnte die LTG viermal zum Gaufest nach Lennep einladen, und zwar 1863, 1871, 1876, und 1882.

Die Turnstunden wurden bis zum Jahre 1873 am Ort der Vereinsgründung im Saal der Wirtschaft Stein in der Pastoratstraße und im Saal der Wirtschaft Windgassen (Kölner Hof) abgehalten. 1873 fanden erstmalig die Turnabende in einer städtischen Turnhalle statt.

Die Erste Turnriege 1913 in Leipzig
Die Erste Turnriege 1913 in Leipzig

Einen erfolgreichen Schritt unternahm der Verein mit der Gründung einer Damenabteilung, die am 1. April 1908 ihre Übungsstunden beginnen konnte. Unter trefflicher Leitung des Turnlehrers Klenner konnte diese Abteilung nach kurzer Zeit auf eine große Mitgliederzahl stolz sein. Das XI. Deutsche Turnfest zu Frankfurt am Main im Juli 1908 war für die Turngemeinde ein besonderer Ansporn. Drei Wettkämpfer und zehn Schlachtenbummler machten sich auf die Reise. Unbeschreiblich war der Jubel, als die Nachricht in Lennep eintraf, dass der Turner Leo Habrich im Fünfkampf einen Sieg errungen hat. Am Mittwoch, dem 22. Juli zog die Turngemeinde geschlossen mit der Fahne voran zum Bahnhof, um die heimkehrenden Turner abzuholen. Als der Zug eintraf und man den Sieger Leo Habrich auf den Schultern heraustrug, brach die Menge die sich bereits am Bahnhof versammelt hat in Jubel aus. Nun gin es im Fackelzug durch die Stadt zum Vereinslokal, wo die Rückkehrer und besonders der Sieger ausgiebig gefeiert wurden.

Die Entwicklung der LTG wurde durch den 1. Weltkrieg unterbrochen. Der Turnbetrieb ging zwar weiter, wurde aber durch die Kriegsereignisse stark eingeschränkt. Die Nachkriegsjahre waren von großer Wirtschaftlicher Not gekennzeichnet. Die städtischen Turnhallen waren zum Teil als Notquartiere eingerichtet, einige wurden auch als Kartoffellager für die hungerleidende Bevölkerung zweckentfremdet. Trotz dieser großen Schwierigkeiten war die Lenneper Turngemeinde im Jahre 1919 bereit wieder um die Ausrichtung des Gauturnfestes zu übernehmen.


Nachdem Herr Eiselen 1885 eine Einladung zu der Jubelfeier der LTG bekam, schreibte er als Antwort folgenden Brief:

Brief von Dr. Eiselen an die LTG

Brief von Dr. Eiselen an die LTG am 16. Juni 1885; Kopie des Originals
Brief von Dr. Eiselen an die LTG am 16. Juni 1885; Kopie des Originals

Frankfurt a.M. den 16. Juni 1885

Soeben erhalte ich ihre freundliche Einladung zu der Jubelfeier der Lenneper Turngemeinde. Es freut mich herzlich, dass Sie meiner noch gedenken, ich käme auch gerne, einmal mitzufeiern in dem alten lieben Lenneper, in dem ich eine schöne Zeit meiner jüngeren Jahre verlebt, und in dessen Turngemeinde ich angenehme Stunden zugebrachte habe. Aber meine Zeit und meine Gesundheit gestatten mir nur eine geistige Anwesenheit. Empfangen Sie und vermelden Sie meinen freundlichen Gruß der Lenneper Turngemeinde. Ich werde, wenn auch fern, die Festtage mit Ihnen feiern und werde ihnen dankbar sein, wenn Sie mir später einen Bericht über den Verlauf des Festes zukommen lassen, der dich jedenfalls gedruckt erscheinen wird. Möge die Lenneper Turngemeinde gedeihen und blühen in gutem alten deutschen Sinn.
Mit turnerischem Gruß
F. Eiselen